Die Elbe-Feuerschiffe
Es gab Zeiten dalagen in der Elbmündung bis zu fünf und in der Unterelbe noch weitere fünf Feuerschiffe. Sie wurden auch schwimmende Leuchttürme genannt. Von der Auslegung der ersten Schiffe auf der Position ELBE 1 1816 bis zur heutigen Großtonne führt in langer Weg.
Das erste Feuerschiff war eine um 1805 erbaute, hölzerne friesische Kuff, die SEESTERN: Sie hatte einen hohen Mittelmast und je einen kleineren Vorder- und Achtermast. Um eine Stromvernetzung durch die große Tauchtiefe zu vermeiden, war das Schiff flachbodig. Gegen Eisgang und Wurmfraß war es durch eine Bekleidung geschützt. Das Leuchtschiff hatte eine Länge von 78 Fuß, Breite 15 Fuß und Seitenhöhe 9 Fuß.
Der von Repsold Hamburg erbauter Leuchtapparat befand sich in 6 m Höhe über dem Wasserspiegel am Mittelmast. Er war in Anlehnung an die Leuchte von Stevensen von 1807 entwickelt worden. Bei der Indienststellung des Leuchtschiffes im Mai 1816 war das Feuer zwei Seemeilen weit sichtbar.
Die Leuchteinrichtung bestand aus einem metallenen Polygonrahmen, in dem sich hinter neun Spiegelscheiben in kardanischer Aufhängung neun kreisrunde um den Mast angeordnete Lampen befanden. Anfangs brannten in den aus Messing gefertigten Lampen zwei, später drei Flammen. Um eine Verwechselung mit anderen Feuern zu vermeiden, wurde zunächst auf Reflektoren verzichtet. Da diese Lichtquelle sich als zu schwach erwies, baute Repsold später zusätzlich parabolische Reflektoren ein. Das Leuchtschiff zeigte ein festes Feuer und am Tage am Hauptmast eine rote Flagge.
Auf der zunächst als Lotsenstation eingesetzten SEESTERN waren 7 bis 8 Lotsens stationiert, die einkommende Schiffe bis zur Flügeltonne bringen sollten. Dort kreuzte gewöhnlich die Lotsengaliot. Diese Einrichtung wurde bald wieder aufgegeben. Während der Wintermonate mussten jedoch 2 Lotsen an Bord der SEESTERN sein, um den Kapitän zu unterstützen, wenn das Signalschiff vertrieben werden sollte.
Während der Einsatzzeit auf der Position ELBE 1 vom Mai 1816 bis zum Dezember 1824 verließ das Schiff mehrfach seine Station wegen Eisgang oder Ankerkettenbruch. Am 26. Dezember 1824 ging die SEESTERN in einem schweren Sturm unter. Sie nahm 7 Mann Besatzung und 2 Lotsen mit in die Tiefe. Zu dieser Zeit entschloss sich Hamburg auch weitere Feuerschiffe auszulegen.
Nach dem die Position ELBE 1 einige Zeit verwaist war, beschloss die Deputation Hamburgs am 15. Januar 1825 den Bau der Lotsengaliot BERHARDUS als Ersatz für die SEESTERN. Die Leuchteinrichtung lieferte wieder Meister Repsold. Am 17. September 1825 war die Position ELBE 1 wieder mit einem Feuerschiff besetzt. Während der Elbblockade wurde die BERNHARDUS verkauft.
1826 wurde bei der Bauwerft Johann Hinrich von Somm, Hamburg ein neues Leuchtschiff in Auftrag gegeben, die JACOB HINRICH. Das 26 m lange Schiff war vom 28. September 1826 bis 28. September 1845 auf Position ELBE 1, später auf ELBE 2 und ELBE 3, sowie seit 1880 Reserveschiff und Wrackschiff. Die Lichtquelle des Leuchtfeuers waren 9 Lampen mit parabolischen Spiegeln, die als kardanisch aufgehängter Lichtkranz den Mast umgaben. Das Schiff wurde 1901 für 4000 Mark an die Firma Rickmers, Cuxhaven verkauft.
Ein neues größeres Leuchtschiff, die CASPAR, erbaute die Bauwerft Johann Hinrich von Somm, Hamburg 1845. Es war ein hölzerner Dreimaster. Der Leuchtapparat am Großmast bestand zuerst aus 9 Lampen. 1869 erfolgte der Einbau einer Drehfeuereinrichtung. Sie bestand aus neun mit Petroleum gespeisten kardanisch aufgehängten Parabolspiegellampen, die in einer verglasten Laterne durch ein unter Deck stehendes Uhrwerk gedreht wurde. Die aus England kommende Anlage wurde in doppelter Ausfertigung bezogen. Das Schiff war von 1845 bis 1879 auf der Position ELBE 1. Weitere Verwendung fand es auf ELBE 2.
Während der Zeit vom 22. Juli 1858 bis zum 6. August 1858 lag auf der Elbe das Leuchtschiff NEPTUN, ein eiserner Schoner. Da das Schiff nicht den Erwartungen entsprach, wurde nach kurzer Erprobung auf eine der inneren Stationen verlegt.
Nachfolgerin des Leuchtschiffes CASPAR wurde 1879 der von der Stülkenwerft, Hamburg erbaute hölzerne Schoner GUSTAV HEINRICH. Das Schiff lag bis 1892 auf ELBE 1, dann auf anderen Stationen der Unterelbe. Ab 1909 war es Reserveschiff und von 1910 bis 1912 lag es auf Station ELBE 5. Statt der Flagge als Tagsignal am Großmast führte das Schiff ab 1883 einen Ball.
Ein neues eisernes Feuerschiff, die BÜRHGERMEISTER KIRCHPAUER wurde 1892 von der Werft Johann Lange, Vegesack fertiggestellt. Es entsprach dem damaligen Feuerschiff WESER. Die Leuchteinrichtung war wieder eine aufziehbare Laterne. Außerdem gab das Schiff mit einer Dampfsirene Nebelschallsignale ab. Es lag von 1892 bis 1912 auf ELBE 1.
1912 entstand bei der Nüske Werft in Stettin ein nuees 52,7 m langes Feuerschiff für die Position ELBE 1, die BÜRGERMEISTER O’SWALD. Als Leuchteinrichtung war ein Blinkfeuer eingebaut. Das Schiff hatte einen Sulzer-Dieselmotor als Antriebsmaschine und einen Diesel-Dynamo für die elektrische Lichtanlage. Zur weiteren Ausrüstung des Schiffes gehörten u. a. Signalscheinwerfer, Unterwasser-Glockensignalgeberanlage und Pressluftsignalanlage. Im ersten Weltkrieg war das Schiff mit einer 3,7 cm Revolverkanone bestückt und als Kriegsfeuerschiff „A“ eingesetzt. Bei einem Orkan am 27.Oktober 1936 riss sich das Feuerschiff ELBE 1 von seiner Kette los und versank mit 15 Mann Besatzung. Am 31. Oktober 1936 wurde auf der Position ELBE 1 ein Reservefeuerschiff ausgelegt.
1939 gab das damalige Seewasserstraßensamt Cuxhaven bei der Meyer-Werft in Papenburg einen Neubau in Auftrag, ebenfalls mit dem Namen BÜRGERMEISTER O’WALD. Durch den 2. Weltkrieg verzögerte sich der mit 1,5 Millionen Mark veranschlagte Neubau und wurde erst 1948 fertiggestellt. Seit dem 8. November 1948 lag wieder ein Feuerschiff dieses Namens in der Elbmündung 47 km seewärts von Cuxhaven entfernt. Das 57,3 m lange und 9,55 m breite Feuerschiff wurde mit einem Pilzanker an seiner 250 m langen Kette gehalten. Die Feuerschiffslaterne war ein runder Eisenturm. Die Verglasung der Laterne war zur Vermeidung von Dunkelwinkeln in schräg gekreuzte Sprossen gefasst. Die kardanisch aufgehängte Gürtelleuchte war mit einer 200-Watt-Glühlampe bestückt. Das Licht des Feuerschiffes war 17 Seemeilen weit sichtbar. Es kam immer wieder vor, dass Schiffe mit dem Feuerschiff kollidierten, so am 29. Dezember 1960 der dänische Frachter SARGODHA.
Nach einer wechselvollen Geschichte wurde am 22. April 1988 um 11.44 Uhr auf der ELBE 1 (54°°00’00’’ Nord, 08°06’35’’ Ost) das Feuer des letzten bemannten Feuerschiffes auf der Elbe gelöscht und der Pilzanker eingezogen. An seine Stelle trat ein vollautomatisch und ferngesteuerte unbemanntes Feuerschiff.
Im Oktober 1988 übernahm die Stadt Cuxhaven das Schiff und übergab es im September 1989 dem Förderverein Schiffahrtsgeschichte Cuxhaven. Seit dem 1. Juni 1990 liegt das Feuerschiff als Museumsschiff an der Zollkaje Cuxhaven in unmittelbarer Nähe des Freizeitzentrums Marina vertäut.
Auf der Position ELBE 2 nordöstlich der Insel Neuwerk wurde 1827 erstmals ein Feuerschiff ausgelegt, die SIEGMUND, die 1845 durch die JACOB HEINRICH (von der Position ELBE 1) ersetzt wurde. Seit 1905 wurde auf ELBE 2 die BÜRGERMEISTER BARTELS gelegt. Das Schiff tat dort bis zu einem Rammstoß 1974, wo es schwer beschädigt wurde, seinen Dienst. Später diente es der Hamburger Feuerwehr als Ausbildungsschiff. Mitte neunzehnhundertachtziger Jahre wurde das Schiff zu der Luxusjacht ATLANTIS umgebaut. Auf der Position ELBE 2 liegt heute eine Tonne.
Eine weitere Feuerschiffs-Position in der Elbemündung war ELBE 3. Diese Position war von 1854 bis 1977 besetzt. Erstes Schiff war die JACOB HEINRICH, die vorher schon auf ELBE 1 und 2 gelegen hatte. Ein Feuerschiff Elbe 3 liegt heute im Museumshafen des Deutschen Schiffahrtsmuseums in Bremerhaven.
Das 1909 bei der Eiderwerft AG, Tönning gebaute dreimastige Segelschiff lag als sogenannte Eidergaliot in der Eidermündung. Die technischen Daten des Schiffes sind: Länge über alles 44 m, Breite 7 m, Tiefgang 2,70 m, 450 BRT und 16 Mann Besatzung. Jeden Abend leuchtete seine Kennung am Rundstern. Das Schiff hat nie eine Antriebsmaschine erhalten. Für den Notfall zum Beispiel Bruch der Ankerkette war die Notbesegelung vorgesehen. Während der Einsatzzeit vor der Eidermündung war das Schiff mit Petroleumglühlicht ausgerüstet sowie einem Nebelhorn. Nach dem 1. Weltkrieg erhielt das Schiff ein Dieselaggregat für die elektrische Stromversorgung des Leuchtfeuers. Außerdem erheilt das Schiff zu dieser Zeit seinen Namen BÜRGERMEISDTER ABENROTH, nach dem Hamburger Kapitän, der die britische Feuerschiffserfahrung nach Deutschland gebracht hatte. Von 1919 bis 1945 war das Feuerschiff Reserveschiff für ELBE 2 und 4; und von 1939 bis 1945 in der Ostsee stationiert. Nach dem 2. Weltkrieg wurde es auf der Position ELBE 3 (53°58’ Nord, 8°36’ Ost) ausgelegt und hatte diese Position bis 1966 als Stammschiff. Das Leuchtfeuer hatte eine Höhe von 10,9 m über Hochwasser und eine Tragweite von 12 Seemeilen. Das Schiff war mit einer Nebelschallanlage mit elektrischem Membransender ausgerüstet. Bei Störungen wurde eine Nebelschallglocke angeschlagen.. Die Ankerkette des Feuerschiffes hatte eine ausgelegte Länge von 194 m. Während des Einsatzes brach mehrmals die Ankerkette und das Schiff konnte nur mit Bergungsschlepper vor einer Strandung gerettet werden. Seit 1967 liegt es als Museumsfeuerschiff in Bremerhaven.
Das heute im Museumshafen Ovelgönne an der Elbe liegende Feuerschiff ELBE 3 wurde 1888 bei der Werft Johann Lange, Grohn (Vegesack) als Leuchtschiff WESER mit Hilfsbesegelung ohne Eigenantrieb gebaut. Im Jahre 1890 erhielt das eiserne Feuerschiff den Namen WESER 1. Der Feierträger, der anfangs mit Petroleumglühlicht betrieben wurde, befindet sich am vorderen Mast. Später wurde das Feuer auf Gas und 1936 nach umfangreichen Umbaumaßnahmen und dem Einbau einer Hauptmaschinenanlage elektrifiziert. Die Maße des Schiffes sind: Länge 45,10 m, Breite 7,20 m, Tiefgang 3,95 m, 266 BRT. Das Feuerschiff WESER 1 lag im 2. Weltkrieg als Leuchtschiff „R“ bis 1943 auf der Station BREMEN, wurde dann wegen Fliegergefahr eingezogen und durch die Leuchttonne „R“ ersetzt. Vom März 1954 bis Juni 1966 lag es wieder auf der Station BREMEN. Als 1966 der Leuchtturm Tegeler Plate in Dienst gestellt wurde, hob man die Position WESER I auf. Das Feuerschiff wurde eingeholt und ersetzte im November 1966 das 1909 erbaute, heute um Deutschen Schiffahrtmuseum liegende, Feuerschiff ELBE 3. Auf dieser Position lag das Schiff bis zum Mai 1977. Seit 1979 gehört es zur Museumsflotte des Hamburger Museumshafen Ovelgönne. 2018 wurde das Feuerschiff in die Denkmalliste der Hansestadt Hamburg eingetragen.
Weitere Elbe-Feuerschiffe waren ELBE 4 von 1878 bis 1939 und ELBE 5 von 1905 – 1918. Aber auch an Unterelbe gab es einige Feuerschiffe, die heute alle durch Leuchttürme ersetzt sind.
Im Juni 1986 wurde bei den Motorenwerke Bremerhaven das Ersatzfeuerschiff 2 WILHELMHAVEN mit der Bezeichnung ELBE fertiggestellt. Diese unbemannte Schiff arbeitete vollautomatisch. Die technischen Daten sind: Länge 26/24,5 m; Breite 6,5 m, Seitenhöhe 4 m und Tiefgang 1,9/2,7 m. Das Feuerschiff trägt 20 t und verfügt über 216 m3 Treiböl. Neben den typischen optischen, akustischen und funktechnischen Aufgaben als Seezeichen, diente das Feuerschiff als Messstation für metereogische und ozeanografische Daten. Es wurden auch die Betriebszustände von der Schaltstelle überwacht. So wurden zum Beispiel die Kennungsgeber, Funkfeuer, Nebelschallanlagen, Heizungen, Brandmelde- und Löschanlagen, die Stromversorgung und der Türverschluss gegen unbefugtes Eindringen überwacht. Das Feuerschiff wurde nur noch vom Wartungspersonal betreten. Alle elektrischen Anlagen an Bord wurden mit Strom über zwei Dieselaggregate betrieben. Bei Störung oder Ausfall wurde automatisch auf zwei parallelgeschaltete 24-V-Batterien umgeschaltet. Das Leuchtfeuer hatte eine Reichweite von mehr als 16 Seemeilen. Das Stromaggregat arbeitet ein Jahr wartungsfrei. An Bord befanden sich Notunterkünfte für in Seenot geratene Personen. Seit 1987 lagen in den Flussmündungen von Weser, Elbe, Ems und in der Deutschen Bucht solche unbemannten Feuerschiffe. Das auf der Elbe-Station ausliegende unbemannte FS 2 kenterte bei schweren Stürmen, mit Windböen bis Stärke 11, in der Nacht vom 3. zum 4. 12. 1999. Das zuständige Wasser- und Schiffahrtsamt registrierte den Ausfall direkt durch das Ausbleiben der Radar-Kennung. Das 26 m lange Fahrzeug trieb kieloben in der Nordsee und wurde einige Tage später von einem Schwimmkran aufgerichtet und nach Wilhelmshaven gebracht. Da das Reserveschiff wegen Wartungsarbeiten auch nicht zur Verfügung stand wurde als Ersatz zunächst eine Leuchtboje auf der Elbe Position ausgelegt. Da sich eine Reparatur des Feuerschiffes nicht mehr rechnete und es auch nicht mehr nötig gehalten wurde dort ein Feuerschiff auszulegen, liegt dort seit dem 31.03.2000 eine rot-weiße Leuchttonne mit einem Ball als Toppzeichen.