Amrum Seefeuer

 

Bis 1855 war die ganze Schleswigsche Westküste weitgehend unbefeuert. Vereinzelt gab es einfache Feuer ohne große Reichweite, so auch 1706 ein Dünenfeuer auf der Insel Amrum. Der nördlichste Leuchtturm zu dieser Zeit war der damals noch englische Leuchtturm auf Helgoland, erbaut 1810/11.

 

Der Amrumer Gelehrte Knude Jungbohm Clement schaffte es durch seine unermüdlichen Eingaben bei der dänischen Regierung, durch die er sich die Freindschaft des dänischen Birkvogts und der Strand- und Sandvögte erwirkte, beschloß diese 1847 den Bau eines Leuchtturms auf Amrum mit einer Laternenhöhe von mindestens 150 Fuß "über Vollwasser".

 

Die Wirren um 1848 gaben der Regierung die Gelegenheit sich dieser Pflicht zu entziehen, worüber die Strandbeamten triumphierten, wie Clement schrieb. Im November 1850 strandeten auf den Außengründen vor Amrum und Sylt 10 Schiffe, nur von 5 Schiffen wurden die Mannschaften gerettet. Sies war für die königlichen Strandvögte, welche mit 12,5 % am Erlös beteiligt waren, eine gute Ernte.

 

Die Eingliederung der Enklaven Westharde (dazu gehörten Westland-Föhr und Amrum) und List-Land in das Herzogtum Schleswig nach dem verloren dänischen Krieg 1864 gab Clement neuen Auftrieb. In der schrift "Der Zustand der Nordseeküste Schleswig-Holstein" empfiehlt er 1865 die Errichtung eines Feuers auf Amrum, die Auslegung eines Feuerschiffs unter dem Amrumer Borren (Amrumbank) und die Errichtung eines Feuers auf dem Seesand. Dieses Feuer sollte speziell das Auffinden und Einsegeln in das Schmaltief erleichtern, damals wie heute ein Problem. Der Seesand war damals noch eine kleine Düneninsel, auf der seit 1800 eine Rettungsbake stand.

 

Aber auch von anderer Seite regt man sich, nachdem die Herzogtümer 1866 in Preußen eingegliedert worden waren. 1868/69 wurden die Huseumer rege und noch bis 1873 versuchte der Nautische Verein Husum zu beweisen, dass die Stationierung eines Feuerschiffs vor der Hever und der Bau eines Leuchtturms auf dem Süderoogsand nützlicher und der Errichtung eines Feuers auf Amrum vorzuziehen sei, da ein solches Feuer nicht genügend vor der gefährlichen Amrumbank warnen könne. Verschiedene Vorschläge wurden dann der königlichen Regierung unterbreitet, Gutachter und sachverständige Kapitäne gehört und die auf Amrum ansässigen Schiffer zu den Vorhaben befragt, wobei auch anstelle des Feuerschiffs innerhalb der Amrumbank, der Bau eines auf Schraubpfählen gegründeten Leuchtturms auf der Amrumbank erwogen wurde.

 

Der königliche Bauinspektor Matthiesen wurde am 27. Oktober 1871 von der Regierung in Schleswig beauftragt den Entwurf für dem Bau eines Leuchtturms auf Amrum aufzustellen. Ungeachtet der weiteren Angriffe gegen dieses Projekt wurde der Entwurf aufgestellt und die Ausschreibungen vorbereitet. Am 12. April 1873 entschied das Ministerium, dass auf Amrum ein Leuchtfeuer I. Ordnung errichtet werden sollte. Im gleichen Jahr wurden das Wärterhaus mit den landwirtschaftlichen Nebengebäuden errichtet. Von der Gemeinde und den Eingesessenen wurde Land aufgekauft.

Amrum Seefeuer

Mit dem Bau des Turmes auf einer 24 m hohen Großdüne wurde am 1. April 1874 begonnen. Zuvor hatte man auf einer Bohlenspur eine Pferdebahn von dem kleinen Hafen Steenodde zum Bauplatz für den Materialtransport gebaut. Unternehmer für den Bau war Tönninger Maurermeister Tohms. Durch verspätete Anlieferung der Granitstufen mussten die Arbeiten im Mai um fast 4 Wochen unterbrochen werden. Am 17. Juni legten die Maurer die Arbeit nieder, nachdem der bauführende Int. Schiffmann wiederholt mit dem Polier wegen unsauberer Arbeiten Differenzen hatte. Thoms machte sich mit einer neuen Kolonne von Tönning auf den Weg. Bis auf 2 Hilfsmauerer liefen ihm die Gesellen unterwegs davon, da sie keine Lust hatten auf Amrum zu arbeiten.

 

Am 29. August 1874 wurde der Turm trotz aller Widrigkeiten fertiggestellt. Der Leuchtapparat (eine Fresnelsche Linsenoptik größten Typs) und die Laterne wurden von dem Ziviling. Veitmeyer Berlin, geliefert. Die Linsen bezog er aus Paris. Am 13. November 1874 war alles fertiggestellt. Das Leuchtfeuer Amrumer Turmes wurde in der Nacht vom 1. zum 2. Januar 1875 gezündet. Die Baukosten für den Amrumer Leuchtturm wurden mit insegesamt 320.985,89 Mark abgerechnet. In dem Bauwerk wurden 249.000 Klinker und 96ß.3000 Mauersteine verarbeitet.

 

Schon während des Turmbaues bewarben sich zwei Amrumer Kapitäne und zwei Steuerleute um eine Anstellung als Leuchtfeuerwärter. Sie konnten nicht berücksichtigt werden, da Amrum bis 1864 zum dänischen Staatsverband gehörte und die Bewerber somit keine preußischen Militärdienst abgeleistet hatten. Diese Stellen blieben Militär-Versorgungsanwärtern vorbehalten.

 

Als erster Leuchtfeuermeister wurde der Oberbootsmaat Krietsch eingestellt, der am 1. März 1888 als Hafenmeister nach Tönning versetzt wurde, wo heute noch Nachkommen von ihm leben. Neben dem Meister bedieten noch zwei Wärter das Feuer. Das mit einer sechsdochtigen Lampe betriebe und mit Petroleum gespeiste Feuer musste während des Betriebes bewacht werden. Die Beamten erhielten neben ihrem spärlichen Gehalt, Dienstland zur landwirtschaftlichen Nutzung, Ställe und Scheune standen zur Verfügung. Während das Dienstwohngebäude in seinen Ausmaßen für damalige Verhältnisse recht großzügig aufgeführt war, mag folgender Satz der Prüfungsbemerkungen zum Kostenanschlag den Geist der damaligen Zeit beleuchten: "In den Wohnungen wird Einfachheit anzustreben sein, da die Wärter in ihren Lebenverhältnissen keineswegs an hohe Ansprüche gewöhnt sind, noch solche geleistet werden dürfen."

Der Amrumer Leuchtturm ist mit seiner Bauwerkshöhe von 41,8 m, der höchste Leuchtturm an der Schleswig-Holsteinischen Westküste und der erste an dieser Küste gebaute deutsche Leuchtturm. Vom Fuß der Düne bis zum Balkon führen 297 Stufen, 172 davon im Turm.

 

Die erste Lichtquelle eine Petroleumlampe wurde später in Petroluemglühlicht und dann in Glühlampenlicht geändert. Anfangs erfolgte die Stromerzeugung mit einem Dieselaggregat, der Anschluss an das örtliche Stromnetz erfolgte nach dem 2. Weltkrieg.

 

Seinen heute rot-weißen Anstrich erhielt der Turm auch später, früher war er gänzlich braun. Das Feuer, des heute ferngesteuerten Turmes, hat eine Tragweite von 23 Seemeilen. Ergänzend sei zu der Optik noch zu erwähnen, dass diese aus 16 geschliffenen Sammellinsenfeldern, von denen jedes 4. verdunkelt ist, besteht und eine Brennweite von 925 mm hat. Offiziell wird der Leuchtturm Seefeuer Amrum genannt.

Optik