Roter Sand

Karte Jade-Wesermündung 1887

Der Bau des Leuchtturms Roter Sand

 

1876 vereinbarten Bremen, Preußen und Oldenburg die Bildung eines gemeinsamen Tonnen- und Bakenamtes, Deshalb ziert auch noch heute der Bremer Schlüssel, der preußische Adler mit der Königskrone und das Oldenburger Wappen den Giebel der historischen Tonnenhalle des Wasser- und Schiffahrtsamtes Bremerhaven.

 

Letztlich verdankt auch der Leuchtturm Roter Sand seine Existenz der Zusammenarbeit der Weser-Anrainer, wenn auch Bremen die Hauptlast trug. Als das Berliner Reichshandelsministerium 1878 die Auslegung eines dritten "Leuchtschiffes" in der Außenweser anregte, setzte sich Bremen mit dem Leiter des Tonnen- und Bakenamtes, Baurat Carl-Friedrich Hanckes, für den Bau eines Leuchtturmes auf dem roten Sand ein. Die Hansestadt Bremen bezahlte auch 9/10 der Turmbaukosten.

Caissons im Hafen
Caisson Ausfahrt

1881 war es dann soweit. Der Caisson, auch Senkkasten genannt, wurde zur Baustelle geschleppt. Doch das Meer wollte den Turm noch nicht. Am 13. Oktober 1881 um 12.15 Uhr brach bei einem schweren Herbststurm die kochende See den Stahlmantel auseinander, er ward nie wieder gefunden!

 

Bremens Bürgermeister Otto Gildemeister gab allerdings nicht auf. Er drang nach dem Fehlschlag des ersten Gründungsversuches umgehend auf einen zweiten Anlauf, der dann auch am 26. Mai 1883 begann. Unter kaum vorstellbaren schwierigen Umständen musste gearbeitet werden. Selbst im Winter 1884/85 wurden die Arbeiten fortgesetzt. Die eben fertig gewordenen Stockwerke bildeten die Unterkunft für die Arbeiter, die oft tagelang unter sich waren.

 

 

Roter Sand

Leuchtturm Roter Sand 1885 - 1964

 

Am 1. November 1885 ließ der Leuchtturm Roter Sand zum ersten Male sein Licht erstrahlen. Das Licht im Hauptfeuer wurde durch eine zweidochtige Petroleumlampe mit Reflektor erzeugt, das durch eine Gürtelleuchte gebündelt wurde, in den Nebenfeuern mit einer eindochtigen Petroleumlampe. Später wurde Petroleum-Glühlicht genommen.

 

Drei Kreuze machte Baumeister Körte ins Bautagebuch, als das Unternehmen glücklich endete, der Leuchtturm Roter Sand fertiggestellt und seiner Aufgabe übergeben wurde. Damit war - im zweiten Versuch - eines der ehrgeizigsten Projekte des damaligen Deutschen Reiches gelungen. Zum ersten Mal stand ein Bauwerk in der offenen See: das erste Offshore-Bauwerk der Welt!

 

 
Zeichnung 1885

1896 wurde der Leuchtturm über ein Seekabel von der Insel Wangerooge mit Strom versorgt. Die Lichtquelle war jetzt eine elektrische Kohlenbogenlampe im Hauptfeuer. Da die Stromverbindung immer wieder brach, kam 1904 das Petroleum-Glühlicht wieder zum Einsatz. Eine erneute Elektrifizierung mittels Dieselaggregat erfolgte Anfang der 1940er Jahre.

Untersuchungen

In den Jahren 1953 - 1959 wurden im Unterwasserbereich des Turmes mehrere Untersuchungen durchgeführt und beträchtliche Schäden festgestellt.

Da eine Modernisierung des Leuchtturms nicht mehr möglich war, wurde an der Mündungsrinne der Alten Weser am 1. September 1964 der Leuchtturm Alte Weser in Betrieb genommen. Vom Leuchtturm Roter Sand wurden die Leuchtturmwärter abgezogen und das Hauptfeuer gelöscht. Bis zum 12. November 1986 zeigte der Turm noch ein gasbefeuertes Gegenfeuer zum Leuchtturm "Hoheweg" und ein Quermarkenfeuer im Fahrwasser Alte Weser.

 

Das Uhrwerk und die Nebelglocke des Leuchtturms Roter Sand ist heute in der Abteilung Schifffahrtswege im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven zu sehen.

Roter Sand 1987

Die Rettung des Leuchtturms Roter Sand

 

Es gab zahlreiche Überlegungen, was mit dem Turm geschehen sollte, man sprach von Abriss, Abbau des Oberteils und Aufstellen des Turmes an Land. Erst 1978, als sich Protest regte, setzte sich die Bremische Bürgerschaft einstimmig für den Erhalt des Turmes ein. So wurde der Leuchtturm "Roter Sand" 1982 unter Denkmalschutz gestellt. Im Frühjahr 1984 wurden umfangreiche Untersuchungen über die Standsicherheit des Turmes durchgeführt, um genaue Aufschlüsse über die Sanierungskosten zu erhalten.

 

Nach umfangreichen Bemühungen des Fördervereins und vieler Freunde des Turmes gelang es unter Mithilfe des Bundesverkehrsministers Dr. Dollinger, die Finanzierung für die Sanierung des Turmes zu sichern. Durch die Idee des Dipl.-Ing. Rolf Seedorf vom Wasser- und Schifffahrtsamt Bremerhaven über den Turm eine Manschette zu stülpen, war es möglich geworden, eine wirtschaftliche Lösung zu finden. Der zerstörte Caissonmantel des Leuchtturmes sollte bis 10 m Tiefe von einem Stahlmantel umgeben werden, der möglichst über den Turm gesetzt wird. Anschließend sollte der Zwischenraum zwischen dem Caisson und dem neuen Mantel mit Beton aufgefüllt werden.

 

Die Finanzierung wurde wie folgt erreicht:

  • 100.000 DM Förderverein "Rettet den Leuchtturm Roter Sand e.V."
  • 700.000 DM Bundesrepublik Deutschland
  • 300.000 DM Land Niedersachsen

 

Zusätzlich stellte der Bund für die langfristige Unterhaltung 500.000 DM zur Verfügung.

 

 

Bau der Sicherungsmanschette
Sicherungsmanschette
Sicherungsmanschette

Anfang Juni wurden 18 Blechtafeln geformt, die dann anschließend im Kaiserhafen von Bremerhaven zusammengefügt wurden. Am 14.7.1987 verließ der selbstfahrende Ponton der Firma Ludwig Voss Cuxhaven und begann noch am selben Tag mit den vorbereitenden Arbeiten am Leuchtturm Roter Sand. Am 20. Juli waren diese Arbeiten abgeschlossen. Starke Winde verhinderten in den nächsten Monaten den Fortgang der Arbeiten. Erst am 23.9.1987 verließ der Schwimmkran ENAK Bremerhaven, und am 24.9. sollte die Schale über den Turm gesetzt werden, doch auffrischende Winde an diesem Morgen verhinderten wieder einmal die Sanierung des Leuchtturmes. Endlich am 30.9.1987 konnte ein neuer Versuch gewagt werden. Der Schwimmkran verließ um 8.00 Uhr Bremerhaven und erreichte um 11.00 die Baustelle.

Transport zur Baustelle
Übersetzen
Übersetzen

Um 13.30 Uhr lag ENAK fest an seinen Ankern und hievte den 15,0 x 11,0 x 10,0 m hohen Stahlmantel langsam an und bewegte sich auf den Turm zu. Da noch kein Hochwasser war und die Turmspitze eine noch zu große Höhe hatte, wurde die Schräg- und Höhenlage bis zur äußersten Grenze verbessert. Der Abstand zwischen Turmspitze und der Manschettenunterkante betrug nur 50 cm. Auf dem Turm befand sich der Slcucrmann des ENAK, der die Vorgänge per Funk dirigierte.

 

Langsam bewegte sich der stählerne Mantel über den Turm, und die Spitze wurde wieder sichtbar. Um 14.20 Uhr senkte sich der Stahlkoloss über den Caisson. Anschließend musste die Schale gegen die See geschützt werden. Am 8. November 1987 wurden die Sanierungsarbeiten abgeschlossen. Das Wasser- und Schiffahrtsamt Bremerhaven übergab am 9. Oktober 1987 den Turm an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Zur weiteren Unterhaltung stellte der Bund 500.000 DM zur Verfügung.

 

Über den Leuchtturm Roter Sand als Denkmal berichten wir an anderer Stelle auf dieser Internetseite.

 

Diesen Text finden Sie in gedruckter Form auch in der Broschüre unseres Fördervereins, die Sie bei uns anfordern können. Weitere ausführliche Informationen zum Leuchtturm Roter Sand finden Sie in unserem Buch Leuchtturm Roter Sand, dass Sie in unserem Maritimshop erwerben können.